Anblasen zum “Aufgalopp”
Jägerschaft Bonn und Jagdreiter pflegen gemeinsame Traditionen
Am 03. Oktober 2010, dem Jahrestag der Wiedervereinigung fanden sich die Jägerschaft Bonn wieder mit den Jagdreitern des Meckenheimer Reiter-Clubs zusammen. Unter Jagdreiten versteht man das Reiten in Jagdfeldern hinter einem “Master”. Geritten wird auf einer Geländestrecke mit natürlichen und angelegten Hindernissen. Anders als die Parforcejagd ist Jagdreiten reiner Pferdesport, es wird also kein Wild gejagt. Es gibt Schleppjagden, die mit Hundemeute geritten werden, sowie Fuchsjagden, welche ohne Hunde geritten werden. Die Parforcejagd (von französisch par force = mit Gewalt) ist dagegen eine Form der Jagd, die bis 400 n. Chr. zurückreicht. Bereits der fränkische König Chlodwig jagte einen Hirschen “parforce” und stieß dabei auf die alles entscheidende Furt, die seinen Sieg gegen die Gothen ermöglichte. Die Parforcejagd ist eher fränkischen Ursprunges. Die Germanen nutzten keine Pferde für die Jagd, und Tacitus wie auch Cäsar hielten die Pferde der Germanen wegen ihrer geringen Größe ohnehin für jagd- und kriegsuntauglich. Auch unter Karl dem Großen ist die Jagd zu Pferde nachgewiesen. So wurde dem König bei einer Jagd der Schuh zerfetzt und das Bein aufgerissen, als er einen Auerochsen aus dem Sattel “nicht ganz waidgerecht” mit dem Schwert zu erschlagen versuchte, um Jagdgäste zu schützen. Schon in vergangenen Jahrhunderten wurde diese Jagdart erst nach der Ernte durchgeführt, um große Ernteausfälle und Flurschäden zu vermeiden. Sie wird auch heute noch manchmal betrieben, vornehmlich in Frankreich. In Deutschland ist die Parforcejagd auf lebendes Wild seit 1934 verboten.
Das “Jagdreiten” des Meckenheimer Reiter-Clubs stellt für Reiter und Pferde eine große sportliche Herausforderung dar. So ist der Vielseitigkeits- oder Springsattel ein Muss, was schon darauf hinweist, dass es sich hier um keinen Anfängersport handelt. Um 13:00 Uhr bliesen die Jagdhornbläser der Bonner Jägerschaft an der Burg Münchhausen zum “Aufgalopp”. Unter Führung des so genannten “Master”, Herrn Denis Hoffmann brach eine imposante und nostalgisch schön anzusehende Reiterschar im korrekten Jagddress auf. Nach 10 km Reitstrecke über vorgeschriebene Reitwanderwege und einer Reitzeit von ca. 1,5 Stunden wurde die Jagd von den Jagdhornbläsern der Jägerschaft Bonn dann abgeblasen. Rund dreißig Reiter und Reiterinnen, von denen die jüngste gerade 12 Jahre alt ist, und einige tatsächlich nicht nur Reiter sondern auch ihren Jagdschein besitzen, also mehrere Leidenschaften und Passion teilen, trafen sich zum gemeinsamen Abschluss und Ausklang am Annaberger Hof. Aktive Jäger und passionierte Reiter pflegen hier im Bonner Raum eine lange und alte Tradition und haben inzwischen feste Verbindungen geknüpft.
Olaf Leidreiter